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Gewalt

Im Allgemeinen wird eine enge Definition der Gewalt von einer weiten unterschieden. Der enge Gewaltbegriff umfasst nur Handlungen, die sich intentional gegen den menschlichen Körper und dessen Verletzbarkeit richten. Hierbei wird von physischer und direkter Gewalt gesprochen. Ergänzt werden kann dieser Gewaltbegriff um die psychische Gewalt, welche sich meist über Sprache, Symbole oder Bilder äußert und ebenfalls auf die Verletzbarkeit einer Person zielt.

Der weite Gewaltbegriff schließt auch strukturelle Gewalt ein. Gemeint sind damit gesellschaftlichen Strukturen, die dazu führen, dass bestimmte Personengruppen in der Befriedigung ihrer grundlegenden Bedürfnisse eingeschränkt werden. Mit dieser Gewaltdefinition werden gesellschaftliche Hierarchisierungen, asymmetrische Machtpositionen, Formen von sozialer Marginalisierung und Diskriminierung sowie die ungleiche Verteilung von Ressourcen berücksichtigt, die mit menschlichen Leid und Tod zusammenhängen oder dafür verantwortlich sind. Da diese Aspekte sich häufig der direkten und alltäglichen Wahrnehmung entziehen, im Gegensatz zur physischen und psychischen Gewalt, verfügt der weite Gewaltbegriff über den Vorteil diese Mechanismen sichtbar zu machen.

Neben den verschiedenen Definitionsansätzen wird ebenfalls in verschiedene Gewaltformen unterschieden:

  • Körperliche Gewalt
  • Psychische Gewalt
  • Sexualisierte Gewalt
  • Häusliche Gewalt
  • Patriarchale Gewalt (u.a., Zwangsheirat, Zwangsprostitution, Weibliche Genitalverstümmelung)
  • Digitale oder Cyber-Gewalt
  • Stalking
  • Mobbing
  • Politisch motivierte Gewalt
  • Organisierte Kriminalität

Quellen: vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen  und Jugend; Bayrisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales; Chojnacki, Sven (2019): „Gewalt – eng oder weit? Skizzen einer Kontroverse“

Gendergerechte Sprache

Das Ziel gendergerechter Sprache ist die Adressierung und Einbeziehung aller Personen, unabhängig ihrer Geschlechtsidentitäten. Dafür gibt es verschiedene Ansätze mit unterschiedlicher Effizienz.

Die Friedrich-Alexander-Universität ist an die Allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern (AGO) gebunden, welche mit Wirkung zum 1. April 2024 geändert wurde und eine Verwendung von Sonderzeichen zum Ausdruck einer diversitätsgerechten Sprache im dienstlichen Schriftverkehr und in der Normsprache der Behörden verboten. Weiterhin erlaubt sind geschlechterneutrale Formulierungen ohne Sonderzeichen sowie die Beidnennung. Wer von dieser Änderung betroffen ist und wer nicht, findet sich in der folgenden Handreichung der FAU. Des Weiteren existieren weiterhin die Empfehlungen zum geschlechtersensiblen Sprachgebrauch des Büro für Gender und Diversity.

Ein Nachteil der Beidnennung ist, dass sich diese ausschließlich auf das weibliche und männliche Geschlecht bezieht, obwohl seit Ende 2018 in der Bundesrepublik Deutschland ein drittes Geschlecht, nämlich divers, rechtlich anerkannt wird. Geschlechterneutralen Formulierungen (z.B. „Mitarbeitende“) oder das Gendern mit Sonderzeichen („Mitarbeiter:innen“, „Mitarbeiter_innen“, „Mitarbeiter*innen“) wirken einem exklusiven und binären Sprachgebrauch wie bei der Beidnennung („Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“) entgegen.

Aus diesem Grund befürworten verschiedene Institutionen oder Gruppen die Verwendung von Sonderzeichen in der Sprache, zum Beispiel die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit in der Informationstechnik (BFIT-Bund):

„BFIT-Bund schließt sich der Expert*innen Meinung an und empfiehlt unter der Maßgabe ihres Auftrages nach §8 BITV, das Gendern mit dem Asterisk“ (Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (2021): Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache, S.15.)

Des Weiteren gibt es auch Positionen, die der geschlechtergerechten Sprache eine fachliche Bewertungsrelevanz zusprechen, so zum Beispiel die Freie Universität Berlin:

„Aus fachlicher Sicht kann beispielsweise in manchen Zusammenhängen die (sprachliche) Berücksichtigung von Geschlechtervielfalt ein fachliches Leistungskriterium darstellen. Zum Beispiel vermittelt das Studium der Grundschulpädagogik wissenschaftliche Kenntnisse und praktische Fertigkeiten, um Inhalte und Bildung an Kinder weiterzugeben. Da Kinder sowohl geschlechtlich als auch hinsichtlich anderer sozialer Kategorien vielfältig sind, ist die (auch sprachliche) Berücksichtigung dieser Vielfalt in pädagogischen Praxisfeldern als Kernkompetenz für die erfolgreiche didaktische Arbeit zu betrachten. Somit könnte die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in diesem Fall ein bewertungsrelevantes fachliches Kriterium sein“ (Freie Universität Berlin, Zugriff: Dezember 2023).

Gender-Neutralität

Gender-Neutralität beschreibt die Idee, bei welcher sprachlich, institutionell oder auch rechtlich Menschen nicht aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit unterschieden werden sollen. So kann durch genderneutrale Formulierungen (beispielweise „Mitarbeitende“ statt „Mitarbeiter“, siehe gendergerechte Sprache oder durch Infrastruktur (wie z.B. All-Gender-Toiletten) Diskriminierung reduziert werden.

Quellen: vgl. Awareness Akademie

Gender

Der Begriff Gender stammt aus dem Englischen und bezeichnet das soziale Geschlecht in Abgrenzung zum körperlichen Geschlecht (englisch „sex“) das bei der Geburt einer Person zugewiesen wird. „Gender“ meint dementsprechend die sozial, kulturell oder gesellschaftlich konstruierten Geschlechterrollen und vorherrschenden Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit. Somit wird herausgestellt, dass das Geschlechterverständnis keineswegs naturgegeben, also biologisch determiniert, ist, sondern auf geschichtlicher Entwicklung beruht, die sich in kulturellen Traditionen und gesellschaftlichen Konventionen manifestiert, aber auch steten Veränderungen und Wandlungen ausgesetzt ist. Doch ist das körperliche Geschlecht ebenfalls an kulturell wandelbare Vorstellungen gebunden, da sich das Verständnis von Körpern ständig verändert.

Wichtige Begriffe rund um Gender und Geschlecht:

  • AFAB und AMAB sind beides Akronyme und bezeichnen, welches der binären Geschlechter einer Person bei der Geburt zugewiesen wurde. AFAB steht also für „assigned female at birth“ und ist die Zuweisung des weiblichen Geschlechts. Während AMAB für „assigned male at birth“ und Personen beschreibt, die bei Geburt dem männlichen Geschlecht zugewiesen wurden (vgl. AFAB sowie AMAB in Queer Lexikon).
  • Trans* ist ein Oberbegriff, der verschiedene Menschen bezeichnet, die sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren“ (Antidiskriminierungsstelle des Bundes).
  • Cis bezeichnet als Gegenstück zu „trans“, dass eine Person sich der Geschlechtsidentität zugehörig fühlt, die ihr bei der Geburt zugewiesen wurde (vgl. Queer Lexikon).
  • Intergeschlechtliche oder inter* Personen haben Merkmale von männlichen und weiblichen Körpern. Ihr geschlechtliches Erscheinungsbild wird daher häufig als eine Mischung der Geschlechter wahrgenommen. […] Der Begriff ‚intergeschlechtlich‘ kann sich aber auch auf die Geschlechtsidentität einer Person beziehen. Die Bezeichnung inter* wird als ein Oberbegriff genutzt, der alle vielfältigen intergeschlechtlichen Realitäten und Körperlichkeiten miteinschließen soll“ (Antidiskriminierungsstelle des Bundes).
  • Ein binäres Geschlechtersystem geht davon aus, dass nur zwei Geschlechter entstehen: weiblich und männlich. Andere geschlechtliche Identitäten, Körper oder Zwischenstufen werden trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Erkenntnisse geleugnet und abgewertet (vgl. Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung; Queer Lexikon). Aus gesetzlicher Sicht erkennt Deutschland drei Geschlechtsoptionen an. So kann auf dem Personalausweis neben weiblich und männlich, auch divers eingetragen werden.
  • Mit nichtbinär oder nonbinary ist eine Geschlechtsidentität, mit welcher sich Menschen bezeichnen, die sich außerhalb, zwischen oder in beiden der binären Kategorien ‚Frau‘ und ‚Mann‘ verorten. Aber auch agender oder genderfluid werden unter dem Begriff nicht-binär gefasst (vgl. Queer Lexikon).
  • Mit der Formulierung „[weiblich, trans, männlich, queer, …] gelesen“ kann differenziert werden, dass Person A in der eigenen Wahrnehmung Person B einem bestimmten Geschlecht zuschreibt, aber nicht beansprucht zu wissen, welcher Geschlechtsidentität sich Person B zugehörig fühlt. Dies verhindert in vielen Fällen Misgendern.
  • Agender ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen, mit dem Konzept von Geschlechtern nichts anfangen können oder kein Geschlecht haben (vgl. Queer Lexikon).
  • Als genderfluid bezeichnen sich Menschen, deren Geschlechtsidentität sich über bestimmte Zeiträume oder in verschiedenen Situationen ändern. Das Geschlecht kann innerhalb der binären Kategorien wechseln, aber beispielsweise auch von männlich zu nichtbinär zu agender (vgl. Queer Lexikon)
  • Queer als Überbegriff für Geschlechtsidentitäten oder sexuelle Orientierungen, die nicht den gesellschaftlichen heteronormativen und binären Vorstellungen Normen entsprechen.

Quellen: vgl. IDA-NRW; Amadeu Antonio Stiftung; Queer Lexikon

Gatekeeping

Gatekeeping beschreibt das Vorgehen, wenn Menschen in Entscheidungspositionen darüber bestimmen, ob und welche Personen Zugang zu Informationen, Ressourcen oder Räumen bekommen. Zum Beispiel werden Menschen aufgrund von Zugehörigkeiten ausgeschlossen oder müssen sich auf eine bestimme Art kleiden oder verhalten, um Zugang zu erhalten.

Quellen: vgl. Awareness Akademie; Queer Lexikon

Gaslighting

Gaslighting stammt aus der Psychologie. Dieser Begriff bezeichnet eine Art der psychischen Gewalt, bei der eine Person bewusst die Selbstwahrnehmung einer anderen Person manipuliert und diese derart verunsichert, dass sie nicht mehr zwischen Wahrheit und Schein unterscheiden kann. „Im politischen Kontext beschreibt der Begriff eine Strategie politischer Akteur:innen, offensichtliche Lügen als Wahrheit darzustellen, um von Kritik an der eigenen Person abzulenken oder den/die Gegner:innen zu diskreditieren. Dies kann in einer Täter-Opfer-Umkehr resultieren“ (IDA-NRW).

FLINTA*

Die Abkürzung „FLINTA*“ steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, trans und agender Menschen, der Genderstern verweist auf alle weiteren Geschlechtsidentitäten oder sexuellen Orientierungen, die nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen. Dieser Begriff bezeichnet zum einen die Personen, die im Patriarchat diskriminiert werden sowie häufig von Sexismus betroffen sind, aber soll häufig auch ausdrücken, welche Personen in bestimmten Räumen oder zu bestimmten Veranstaltungen willkommen ist (z.B.: „FLINTA*-Toiletten“ oder „FLINTA*-Party“). „FLINTA*“ sollte dabei nicht synonym mit ‚Frauen‘ oder ‚Personen, die sich als Frauen wahrnehmen‘ benutzt werden, da so fälschlicherweise andere Geschlechtsidentitäten ausgeschlossen werden. Wenn nur Geschlechtsidentitäten bezeichnet werden sollen, wird der Begriff ohne Lesben, also nur „FINTA*“ genutzt.

Quellen: vgl. Awareness Akademie; Queer Lexikon

Fremdenfeindlichkeit

Die Begriff Fremdenfeindlichkeit (veraltet auch Xenophobie oder Ausländerfeindlichkeit) benennt ablehnende, ausgrenzende und feindliche Einstellungen und Haltungen gegenüber Menschen und Gruppen, die als ‚fremd‘ oder ‚nicht-deutsch‘ wahrgenommen und definiert werden. Das ‚Fremde‘ oder ‚Nicht-deutsche‘ ist ein Konstrukt und eine willkürliche Zuschreibung, die sich meist auf Hautfarbe, Herkunft, Religion oder Sprache bezieht und nichts mit der eigentlichen Staatsangehörigkeit der Betroffenen zu tun hat. Eben weil der Begriff der Fremdenfeindlichkeit suggeriert, es handle sich um ‚fremde‘ oder ‚nicht-deutsche‘ Personen, obwohl diese über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen, wird er aus rassismuskritischer Perspektive abgelehnt und dafür plädiert, von Rassismus zu sprechen.

Quellen: vgl. Bundeszentrale für politische Bildung; Vielfalt Mediathek; IDA-NRW

Feminismus

Der Begriff Feminismus bezeichnet Bewegungen, die Verbesserungen für als Frauen wahrgenommene Menschen anstreben. Das Ziel ist also, die gleichen Rechte und Chancen sowie die gleiche Wertschätzung zu erhalten wie Männer. Die Bezeichnung Feminismus wird nochmal unterteilt in eine politische und soziale Theorie, die konstruierte Geschlechterdifferenzen und -ungleichheiten in den Fokus stellt, und in soziale Bewegungen, die gegen das Patriarchat, Misogynie sowie Sexismus und für die Gleichstellung von Frauen kämpft.

Über die Zeiten und verschiedenen Länder hinweg entwickelten sich unterschiedliche feministische Bewegungen, die durchaus verschiedene Werte, Ziele und Vorgehensweisen vertreten. So wurde von der USA ausgehend in der Mitte der 1980er Jahre Kritik an einem zu weißen, zu eurozentrischen Feminismus lauter, da die verschiedenen Diskriminierungserfahrungen von Frauen weltweit auf universalistische feministische Theorien reduziert wurden. Auf Initiative der afroamerikanischen Feministin und Lyrikerin Audre Lorde gründeten Frauen um Katharina Oguntoye und Katja Kinder sich zur ersten organisierten Schwarzen Frauenbewegung in Deutschland zusammen.

Durch den intersektionalen Ansatz aus den USA wird die Konstruktion und Unterscheidung in Kategorien wie zum Beispiel Mann/Frau oder Schwarz/weiß stärker in den Fokus gerückt und schließlich auch queere Geschlechtsidentitäten im Feminismus mitgedacht. Der Queerfeminismus kritisiert an vorherigen feministischen Bewegungen, dass das binäre, patriarchale und hierarchisierende Geschlechtersystem nicht dekonstruiert wird, obwohl es der Ursprung der Benachteiligung der als Frauen wahrgenommenen Menschen ist und damit auch Geschlechtsidentitäten außerhalb des binären Systems benachteiligt werden. Queerfeministische Bewegungen verschreiben sich einer intersektionalen Perspektive, die auch Rassismus, Klassismus und andere Diskriminierungsformen mitdenkt. Im Gegensatz dazu nehmen TERFs („Trans-Exclusionary Radical Feminist“) eine transfeindlichePosition ein, indem sie die Existenz anderer Geschlechtsidentitäten, insbesondere von Transpersonen, leugnen. Zum Beispiel erkennen sie eine Transfrau nicht als Frau an, sondern nehmen sie weiterhin als Mann und als Bedrohung für weibliche Personen wahr.

Die Bezeichnungen Feminismus, Feministin oder feministisch werden in manchen Kreisen auch abwertend genutzt um Personen oder Personengruppen zu diskreditieren, die auf männliche Privilegien oder Ungleichheiten hinweisen und Veränderungen einfordern (siehe Antifeminismus).

Quelle: vgl. IDA-NRW; Digitales Deutsches Frauenarchiv; frauenseiten.bremen

divers / dritte Option

Seit Ende 2018 können intergeschlechtliche Menschen in ihren Personalausweis die dritte Geschlechtsoption „divers“ eintragen lassen. Die dritte Option „divers“ ist ein Zusatz zu „männlich“ und „weiblich“. Personen, die bisher jedoch nicht die Kriterien für die dritte Option erfüllen, zum Beispiel trans oder nicht-binäre Personen, können einen sogenannten Ergänzungsausweis der dgti e.V. beantragen, welcher bei sämtlichen Innenministerien, der Polizei und weiteren Behörden, aber auch bei Banken, Universitäten, Versicherungen und anderen Stellen bekannt und akzeptiert ist. Somit dient er zur Verhinderung der Diskriminierung von Amtswegen.

Quelle: vgl. Awareness Akademie; dgti e.V.