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Kulturelle Aneignung

Der Begriff der kulturellen Aneignung beschreibt einen Prozess, bei dem einzelne Elemente einer Kultur aus ihrem eigentlichen sozialen, kulturellen oder spirituellen Kontext gerissen werden und als Bestandteil einer anderen Kultur ausgegeben werden. Die Grundlage kultureller Aneignung sind die unterschiedlichen Machtpositionen der jeweiligen Kulturen. Diejenige, aus der enteignet wird, verfügt meist über einen niedrigeren sozialen und kulturellen Status, über weniger Ressourcen und ist von Diskriminierung betroffen. Während die Kultur, die sich etwas aneignet, die Dominanzgesellschaft darstellt und aus der kulturellen Aneignung ökonomischen, aber auch symbolischen Profit schlagen kann.

Ein aktuell bekanntes Beispiel ist Yoga. Diese ursprünglich aus Indien stammende philosophische Lehre umfasst weit mehr als die Sport- und Fitnesselemente, die in den westlichen Ländern für eine verbesserte Gesundheit verbreitet werden. Während Personen, die als indisch wahrgenommen werden, in westlichen Ländern von Rassismus und Benachteiligungen betroffen sind, dominieren weiße Menschen die moderne Yogawelt und profitieren ökonomisch und sozial von der Aneignung dieser Praktik.

Ein weiteres Beispiel ist das Tragen von bestimmten Symbolen, für welche eine kolonialisierte Bevölkerung bestraft wurde und die auch heute noch zu Diskriminierung und Othering führen kann. Hier geht es zum Beispiel um Frisuren von Schwarzen Menschen, die noch immer zum Teil rassistisch abgewertet werden, aber nun von Nachkommen der Kolonialmächte unkritisch und unwissend über die historischen und aktuellen Dimensionen übernommen werden.

Quelle: vgl. IDA-NRW; Susanne Peters (2020)